IoT ist mehr als das “1001. Protokoll”

IoT Salzburg LogoAm 04.05.2017 traf sich die Salzburger IoT-Community zu den 8. IoT-Talks. Die Vorträge der Abendveranstlatung im Techno-Z Salzburg widmeten sich IoT-Andwendungen im industriellen Umfeld und schnell wurde klar: IoT ist mehr als das “1001. Protokoll in der Automatisierung und industriellen Fertigung“. Es geht um flexible Vernetzung und autonome Prozesse für die Fertigung. Das erfordert skalierbare Netzwerktopologien, sichere und vertrauenswürdige Übertragungswege, drahtlose Protokolle und vor allem auch digitale Geschäftsmodelle. Wie üblich beschlossen wir die IoT-Talks mit einem „Diskussions-Imbiss“, bei dem die vortragenden Themen intensiv nachbesprochen und erörtert wurden.

Guide to Successful IoT Solutions

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Georg Güntner verwies in seiner Einleitung als Koordinator von „IoT Salzburg“ auf die wachsende Zahl der Mitglieder Meertup-Gruppe: Mit rund 140 Mitgliedern und drei bis vier IoT-Talks jährlich ist die Salzburger Gruppe ein sehr aktiver Teil der Plattform IoT Austria. In seinem Einletungsreferat stellte er einen von der Hamburger „IoT Analytics“ entwickelten „Guide to Successfull IoT Solutions“ vor. Die Hamburger Analysten empfehlen für die Entwicklung und Durchführung erfolgreicher IoT-Projekte eine Vogangsweise in fünf Phasen: (1) die Entwicklung eines Geschäftsmodells; (2) eine „Build-or-Buy“-Entscheidung (selbst entwickeln oder entwickeln lassen?); (3) den Nachweis der Tauglichkeit des Konzepts (Proof of Concept); (4) eine erste Ausrollung in einem Pilotprojekt und (5) die kommerzielle Ausrollung.

Ergonomic Solutions for IoT Edge Gateways

Reinhard Mayr, Produkt- und Forschungsmanager bei Ing. Punzenberger COPA-DATA GmbH (vulgo „COPA-DATA“), stellte zu Beginn seines Vortrags die Frage, ob IoT-Protokolle wie MQTT und AMQP nicht nur weitere Protokolle (das 1001. Protokoll etwa?) in der Fertigungs- und Automatisierungslandschaft sind. Er beantwortete sich und den Zuhörern die Frage mit einigen Beispielen aus dem Energiesektor und aus dem Lebensmittelhandel. Wenn etwa in einer großen europäischen Lebensmittelkette in jedem Standort etwa 100 Sensoren installiert werden müssen, um die Energieeffizienz zu steigern, dann birgt das bei 300 Standorten große Herausforderungen für die IT-Abteilung und die Instandhaltungsabteilung: Wer wartet und pflegt die 30.000 Mikroprozessoren und Sensoren? Wer vergibt die IP-Adressen, ordnet die Datenströme dem entsprechenden Cloud-Speicher zu und analysiert die Daten? Es wurde also schnell klar: Ohne ein profundes Geschäftsmodell – und ohne solide IT-Architektur – macht es für Produktions-Unternehmen keinen Sinn, jede Analgenkomponente und jeden Sensor direkt mit der Cloud zu verbinden. Oft fehlt es auch an den Möglichkeiten oder passenden Security Konzepten für diese Geräte. Nicht zuletzt deshalb beteiligt sich die COPA-DATA auch aktiv an Standardisierungs-Vorhaben im Bereich der IT-Security in der Fertigung und Automatisierung.

Drahtlose Kommunikation für das IoT

Das Internet der Dinge braucht, um sein volles Innovationspotenzial auszuschöpfen, drahtlose Kommunikation. Bekannte drahtlose Technologien sind zum Beispiel WLAN und die Mobilfunk-Technologien GSM und LTE. Neben zahlreichen Varianten dieser gibt es auch Narrowband-Technologien, welche kleine Datenmengen und lange Batterielaufzeiten als Ziel haben. Für die Zukunft verspricht 5G die Lösung für alle Arten der drahtlosen Kommunikation zu sein. Der Vortrag von Matthias Herlich (Salzburg Research) gab einen Überblick über die Technologien der drahtlosen Kommunikation im IoT und stellte die funktionalen und nicht-funktionalen Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Technologien vor. Viele dieser Fragestellungen werden im jüngst gegründeten „5G Measurement Lab“ bei Salzburg Research erforscht und validiert.

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren aus der IoT-Praxis im Maschinen- und Anlagenbau und der Zulieferindustrie

Grohmann Teaser ImageAlexander Grohmann, geschäftsführender Gesellschafter von Digital Enabler, beschäftigt sich mit den Themen Digitalisierung, Geschäftsmodellentwicklung und Service Engineering. In seinem Vortrag erörterte er relevante Aspekte und Erfolgsfaktoren für die Entwicklung von Smart Products und Smart Services im industriellen Umfeld. Dabei wurden die im Zuge solcher Vorhaben auftretenden Herausforderungen thematisiert: Wie wirkt sich beispielsweise der Paradigmenwechsel beim Leistungsangebot auf die Kompetenzen und Organisationsstrukturen aus? Was bedeutet das für die Amortisation von digitalen Produkten? Alexander Grohmann gab einige Beispiele aus seiner Unternehmenspraxis, wie man den Herausforderungen durch die unterschiedlichen Tempi in der klassischen Produktentwicklung und in den digitalen Innovationszyklen begegnen kann. Er ging auch auf die Kompetenzanforderungen im technischen, rechtlichen (Datenschutz!), Management- und HR-Bereich ein. Am Beispiel des Ökosystems eines Gebäudereinigungs-Systems wurden praxisorientiert verschiedene Aspekte der Projektorganisation, des Datenschutzes und der Datenanalyse in Digitalisierungsvorhaben vorgestellt.

IoT-Talks Referenten

Die Referenten der 8. IoT-Talks Salzburg (v.l.): Alexander Grohmann (Digital Enabler), Reinhard Mayr (COPA-DATA), Matthias Herlich (Salzburg Research), Georg Güntner (Salzburg Research, Moderator)

Die IoT-Talks Salzburg sind eine regelmäßige Veranstaltung, in der Lösungsansätze, Praxis-Beispiele, Anwendungen, Standardisierungsaktivitäten und Geschäftsideen rund um das Internet der Dinge vorgestellt und diskutiert werden. Die Teilnahme ist kostenfrei. Bei den IoT-Talks im Mai konnte Moderator Georg Güntner ca. 35 TeilnehmerInnen im Techno-Z Salzburg begrüßen. Die Präsentationen sind auf der Veranstaltungsseite bei Salzburg Research abrufbar.

Nächster Termin: 19. September 2017 (Anmeldung und Information)

 


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Salzburg Research Forschungsschwerpunkt(e): Publiziert am 07. Jun 2017
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