
Sicher Radfahren auf der Landstraße: Test neuer Bodenmarkierungen
Wie kann das Radfahren auf Freilandstraßen sicherer werden? Ein neues Forschungsprojekt unter der Leitung von Salzburg Research geht dieser Frage nach. Im Auftrag des Bundesministeriums für Innovation, Mobilität und Infrastruktur wird untersucht, ob sogenannte Mehrzweckstreifen mit schmaler Kernfahrbahn als Sonderlösung die Sicherheit für Radfahrende auf Landstraßen erhöhen und Lücken im Radwegenetz schließen können.
Pilotversuche in drei Bundesländern
Im Burgenland, in Kärnten und in Vorarlberg starten derzeit erste Pilotuntersuchungen. Begleitet werden sie von modernster Sensorik und sozialwissenschaftlichen Erhebungen. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Grundlagen für künftige Verkehrsplanungen zu schaffen – ein wichtiger Schritt hin zu sicherer, klimafreundlicher Mobilität.
„Wir brauchen neue Ansätze, um Lücken im Radwegenetz abseits der Städte zu schließen, wo die örtlichen Gegebenheiten keine baulich getrennten Fahrradwege ermöglichen. Mehrzweckstreifen mit schmaler Kernfahrbahn sind ein vielversprechendes Modell, das wir nun wissenschaftlich prüfen“, erklärt Sven Leitinger, Projektleiter des Forschungsprojekts MZSFreiland und Forscher bei Salzburg Research.
Was sind Mehrzweckstreifen?
Mehrzweckstreifen sind speziell markierte Teile der Fahrbahn, die in erster Linie für den Radverkehr vorgesehen sind, aber unter bestimmten Bedingungen auch von anderen Fahrzeugen genutzt werden dürfen. In Österreich ist der Einsatz von Mehrzweckstreifen mit einer schmalen Kernfahrbahn (< 4,5 Meter) bisher nur bis zu einer höchstzulässigen Geschwindigkeit von 30 km/h innerorts vorgesehen und auf Freilandstraßen derzeit nicht möglich. Das Projekt MZSFreiland prüft nun erstmals die Einsatzmöglichkeiten auf Freilandstraßen und untersucht die Sicherheitswirkungen, Akzeptanz und praktische Umsetzbarkeit.
Sensorik und Sozialforschung im Einsatz
Zur objektiven Datenerhebung nutzt Salzburg Research modernste Messmethoden: Das Forschungsfahrrad Holoscene Bike erfasst mittels LiDAR- und Videosensorik präzise Überholvorgänge zwischen Kraftfahrzeugen und Radfahrenden. Ergänzend messen Open Bike Sensoren und Seitenradare Verkehrsstärken, Geschwindigkeiten und Fahrzeugtypen.

Parallel dazu werden sozialwissenschaftliche Befragungen und Erfahrungsfahrten durchgeführt. „Uns interessiert nicht nur die objektive Sicherheit, sondern auch, wie sicher sich Radfahrende fühlen und wie die Akzeptanz in der Bevölkerung ausfällt“, betont Eva Aigner-Breuss vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).
Drei Teststrecken in Burgenland, Kärnten und Vorarlberg
- Burgenland: Auf der P456 Weppersdorfer Straße zwischen Weppersdorf und Lackenbach wird eine 1,1 km lange Lücke im Radnetz geschlossen.
- Kärnten: Auf der L96 Wörthersee Südufer Straße wurden rund 1 km zwischen Auen und Oberdellach für den Radverkehr adaptiert.
- Vorarlberg: Auf der L50 Montfortstraße zwischen Götzis und St. Arbogast wird ein bergaufführender Abschnitt untersucht.
Die Teststrecken werden im Herbst 2025 markiert. Nach einer Eingewöhnungsphase folgen Messungen und Befragungen bis Sommer 2026. Die Ergebnisse werden im Herbst 2026 veröffentlicht.
Forschung für sichere, klimafreundliche Mobilität
Das Projekt MZSFreiland wird im Rahmen des Programms Zero Emission Mobility plus 2024 aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert. Es vereint Expert:innen aus Technik, Verkehrsplanung und Sozialforschung:
- Salzburg Research: Projektkoordination, Sensorik und Datenauswertung
- con.sens verkehrsplanung: Radverkehrsplanung und Richtlinienarbeit
- Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV): Sicherheitsanalysen und Akzeptanzforschung
Beteiligt sind zudem die Landesregierungen des Burgenlands, Kärntens und Vorarlbergs sowie lokale Mobilitätsstellen.
„Unser Ziel ist es, eine evidenzbasierte Grundlage für Verkehrsplaner:innen zu schaffen, um Sonderlösungen umsetzen zu können. Damit können Radverkehrsanlagen künftig auch dort entstehen, wo bisher keine Lösungen möglich waren“, sagt Michael Szeiler von con.sens verkehrsplanung.






