Mehr Eigenverbrauch, mehr Beteiligung: Was Energiegemeinschaften jetzt wirklich brauchen
Energiegemeinschaften gelten als Herzstück einer klimaneutralen Energiezukunft – auch in Österreich. Doch viele stehen vor ähnlichen Hürden: knappe wirtschaftliche Margen, ungenutzte Potenziale beim Eigenverbrauch und zu wenig Einbindung von Haushalten und Betrieben. Eine neue europäische Initiative will genau hier ansetzen – mit digitalen Werkzeugen, die den Betrieb von Energiegemeinschaften effizienter, flexibler und wirtschaftlich tragfähiger machen.
Von der Analyse zum Werkzeugkasten
Das EU-Projekt RENvolveIT hat in Workshops mit 45 Vertreter:innen aus ganz Europa insgesamt 240 konkrete Anforderungen gesammelt: vom präzisen Erzeugungs- und Verbrauchsmonitoring über Mitgliederverwaltung bis hin zur gerechten Energieverteilung. Mehr als 30 detaillierte Nutzerprofile („User Personas“) zeigen, wie unterschiedlich die Bedarfe sind – von städtischen Solarinitiativen bis zu regionalen Gemeinschaften, die mehrere Gemeinden vernetzen.
Die Lösung soll eine modulare Software-Toolbox werden. Jede Gemeinschaft kann genau das wählen, was sie braucht. Bereits in Entwicklung sind Tools zur Verbrauchsoptimierung, zur Integration verschiedener Erzeugungsanlagen und ein zentrales Anmeldesystem.
Österreich als Vorreiter – und Testfeld
In Österreich gibt es Energiegemeinschaften in allen Größenordnungen – vom Mehrparteienhaus mit gemeinsamer Solaranlage bis zur regionalen EEG mit mehreren hundert Beteiligten. Trotz einer vergleichsweise günstigen Rechtslage hemmen geringe Margen beim Eigenverbrauch das Wachstum. Die größte Chance liegt in einer besseren Abstimmung von Erzeugung und Verbrauch sowie in der Einbindung zusätzlicher Verbraucher:innen aus dem privaten und gewerblichen Bereich.
Österreichische Partner bringen hier praxisnahes Know-how ein – als Betreiber, Manager und Unterstützer von Gemeinschaften in Stadt und Land – und sind maßgeblich an den geplanten Pilotprojekten beteiligt.
Salzburg Research bringt das Community Aggregation Tool (CAT) in das Projekt ein. Dieses Tool ermöglicht Energiegemeinschaften, ihre gemeinschaftliche Energiebilanz in Echtzeit und übersichtlich zu verfolgen. Im Rahmen des Projekts wird das CAT weiterentwickelt und an die spezifischen technischen sowie regulatorischen Anforderungen verschiedener europäischer Länder angepasst.
Vielfalt als Innovationstreiber
Das RENvolveIT-Konsortium vereint Fachleute aus Technik, Wirtschaft, Recht und Sozialwissenschaften aus mehr als zehn Ländern – von der Tschechischen Republik über Brasilien bis Kenia. Diese Vielfalt wird als Vorteil gesehen, um eine Toolbox zu entwickeln, die sich in ganz Europa an unterschiedlichste Rahmenbedingungen anpassen lässt.
Mehr zum Projekt: RENvolveIT – Regional Energy Networking: cross-sectional involvement through a modular interactive toolbox
