Wie viel Interaktivität will der Fernsehkonsument?

2004-12-15:

80 Kabelhaushalte im Feldversuch „iTV“ der Digitalen Plattform Salzburg

In 80 Haushalten in der Stadt Salzburg, in denen das Kabelfernsehen der Salzburg AG zu empfangen ist, wird seit vergangener Woche interaktives Fernsehen, also Fernsehen zum Mitmachen, getestet. Der Kreis der Testpersonen, die freiwillig an diesem Feldversuch teilnehmen, reicht vom Kind bis zum Senior – der älteste Teilnehmer ist 78 Jahre alt.

Dieser Feldversuch, der bis Ende Februar 2005 dauern wird, ist das Kernstück des Projektes „iTV ? interaktives Fernsehen Salzburg“, das von der Plattform Digitales Salzburg durchgeführt wird. An der Plattform sind die Universität Salzburg, die Fachhochschule Salzburg, die Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research und der Cluster Digitale Medien des Landes beteiligt. „Das Projekt ist ein Beitrag zur Klärung, welche interaktiven Anwendungen der Fernsehkonsument nutzt und welche er ablehnt. Gerade für die weitere Entwicklung des Fernsehens und für zukünftige Geschäftsmodelle ist die Antwort auf diese Frage von existenzieller Bedeutung“, sagte Dipl.-Betriebswirt (FH) Karl-Michael Friedrich, der Leiter des Projektes „interaktives Fernsehen Salzburg“ von der Fachhochschule Salzburg.

Land und EU fördern das Forschungsprojekt iTV

Das Projekt „iTV – interaktives Fernsehen Salzburg“ soll auch den Medienstandort Salzburg stärken. Diese gemeinsame Anstrengung hat Universität Salzburg, Fachhochschule, Landesforschungsgesellschaft und den Cluster Digitale Medien vor eineinhalb Jahren dazu bewogen, die „Plattform Digitales Salzburg“ zu gründen und das Land Salzburg veranlasst, iTV aus dem Programm für innovative Maßnahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mit insgesamt 158.000 Euro zu fördern. „Investitionen in die Bereiche Informations- und Kommunikationstechnologie sind Investitionen in die Zukunft. ?Interaktives Fernsehen? ist dabei beispielgebend für ein innovatives und vor allem zukunftsweisendes Projekt“, betont der Leiter der Wirtschaftsabteilung im Amt der Salzburger Landesregierung, DDr. Sebastian Huber. Er sieht im interaktiven Fernsehen ein gutes Potenzial für Impulse zugunsten der heimischen Wirtschaft.

Salzburger Unternehmen sind schon in den Feldversuch eingebunden. Die Salzburg AG als drittgrößter Anbieter von Kabelfernsehen in Österreich erreicht bereits 115 Salzburger Ortschaften, jeder dritte Stromkunde der Salzburg AG ist bereits Kabel-TV Kunde. Das sind rund 75.000 Salzburger Haushalte und Betriebe. „Die wissenschaftliche Studie hilft auch der Salzburg AG, weitere Erkenntnisse für die Zukunft von interaktivem Fernsehen zu gewinnen und sich als innovatives und modernes Unternehmen am Markt zu positionieren“, begründet DI Mag. Michael Strebl, Leiter Verkauf und Marketing bei der Salzburg AG, das Engagement seines Unternehmens beim Projekt der „Plattform Digitales Salzburg“.

Nachrichten, E-Mail und Spiele

Weitere Projektpartner sind die „Salzburger Nachrichten“. Sie liefern die Texte und Bilder für die Nachrichtenapplikation, dem Aushängeschild der Anwendungen in den Testhaushalten. Vereinfacht gesprochen handelt es sich um einen hypermodernen Teletext, dessen Inhalte mit Fotos angereichert sind und der schneller zu bedienen ist. Bis zu 24 Meldungen in sechs Rubriken wie Politik, Sport und Wirtschaft werden alle sieben Minuten aktualisiert. „Die große Herausforderung war, die Texte und Bilder in eine Form zu bringen, dass sie auf dem Bildschirm ideal angezeigt werden“, sagt Marco Meikl vom Programmiererteam, das zum Großteil aus Studierenden der Fachhochschule Salzburg besteht.

Im Projekt „interaktives Fernsehen Salzburg“ ist auch das ORF Landesstudio Salzburg dabei, dessen erfolgreiche tägliche Informationssendung „Salzburg Heute“ noch vor Weihnachten zu jeder beliebigen Zeit auf dem Fernseher anzusehen sein wird. Und nicht mehr nur um 19.00 Uhr. Die Salzburger Agentur Webworks stellt zusätzlich Videos von Autotests zum Abrufen bereit. Die Palette der Anwendungen umfasst noch:

  • „Events & Tickets“, einen Veranstaltungskalender mit der Möglichkeit, Eintrittskarten auf dem Fernseher zu bestellen.
  • SMS sowie E-Mails schreiben und empfangen über den Fernseher, als Tastatur dient die Fernbedienung der Settop-Box.
  • Mit Spielen, die vom Computer bekannt sind, auf dem Fernseher entspannen.

Die 80 Testhaushalte wurden mit jeweils einer Settopbox ausgestattet, die den Empfang von interaktiven Anwendungen erst möglich macht. Die „Plattform Digitales Salzburg“ nutzt für den Feldversuch den weltweiten Standard für interaktives Fernsehen, Multimedia Home Platform (MHP). „Die Inhalte sind mit Sicherheit eine Bereicherung des Fernsehalltags“, sagt Walter Köberl, 58 Jahre alter Magistratsbeamter und Tester des interaktiven Fernsehangebots einige Tage, nachdem der Feldversuch begonnen hat. Er lobt das im Vergleich zum herkömmlichen, analogen Fernsehen bessere Bild, merkt aber auch die mangelnde Geschwindigkeit beim Auswählen der einzelnen Seiten an. Hier haben die Erzeuger der Settop-Boxen noch Handlungsbedarf. Dieses Ergebnis des Feldversuchs hat sich schon nach wenigen Tagen herauskristallisiert.

Forschungsbericht im Frühjahr 2005

Viele Ergebnisse werden noch folgen und nach dem Ende des Feldversuchs im Februar 2005 in einem Forschungsbericht zusammengefasst. Für die Auswertung des Nutzerverhaltens ist das ICT&S, sind die Forscher des Schwerpunkts Information and Communication Technologies & Society an der Universität Salzburg zuständig. Sie erhalten die Ergebnisse aus dem Feldversuch zum einen aus Fragebögen, die in den Testhaushalten ausgefüllt werden, und aus Meldungen von der Settop-Box, wie oft und wie lange eine Anwendung benutzt wurde. Daraus lässt sich ablesen, ob sie vom Benutzer akzeptiert oder abgelehnt wird. Zudem werden einige Testpersonen gebeten, Haushaltstagebücher zu führen, in denen sie ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit dem interaktiven Fernsehen niederschreiben. Tiefeninterviews ergänzen die Informationen, aus denen die Wissenschafter im ICT&S den Forschungsbericht erstellen, welche Anwendungen von interaktivem Fernsehen in den Testhaushalten akzeptiert und welche abgelehnt werden.


 
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