Technologie für die Generation 60+

2015-11-30:

Erfahrungen und Ergebnisse beim e-Health Day Salzburg

Länger gesund per Smartphone-App? Vernetztes Wohnen für Seniorinnen und Senioren? Sind digitale Assistenzsysteme nur eine technische Spielerei oder bringen sie tatsächlich Erleichterung für den Alltag älterer Menschen? Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt des diesjährigen e-Health Day der Salzburg Research Forschungsgesellschaft.

Ist Technologie die geeignete Antwort auf den demografischen Wandel? Können ältere Menschen damit länger gesund und mobil bleiben? Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland diskutierten in Salzburg den aktuellen Stand der Forschung und der Technologie im Bereich Active & Ambient Assisted Living (AAL).

„In verschiedenen Forschungsaktivitäten und Modellregionen werden aktuell innovative Technologien für Seniorinnen und Senioren direkt mit den Betroffenen entwickelt und über längere Zeiträume getestet – z.B. auch in Salzburg“, sagt Cornelia Schneider, Organisatorin des e-Health Day und Leiterin des Forschungsschwerpunktes e-Health bei Salzburg Research.

Wie Seniorinnen und Senioren mit neuer Technologie leben

Beispiele aus Deutschland sowie den vier AAL-Modellregionen aus Österreich zeigten deutlich, wie Seniorinnen und Senioren mit neuen Technologien umgehen und von ihr profitieren können. Im Mittelpunkt vieler Bestrebungen steht die Sicherheit, z.B. mittels Rauch-Detektoren, ein „Alles-aus“-Schalter bei der Wohnungstür oder ein digitaler Türspion, um die Sicherheit rund um die Haustür zu gewährleisten. Aber auch Komfort, Kommunikation und soziale Einbindung sowie Gesundheits- und Pflege-Anwendungen spielen eine wichtige Rolle. Eine wichtige Erkenntnis ist die Bedeutung des menschlichen Faktors – viele technologische Angebote wären ohne eine einfühlsame und verlässliche Begleitung von Menschen nicht angenommen worden.

„Wir setzen in der Salzburger Modellregion daher auf eine intensive Begleitung“, sagt Cornelia Schneider von Salzburg Research. „Die betroffenen Seniorinnen und Senioren sind in alle Entwicklungsphasen mit eingebunden und dürfen auch mitentscheiden, was und wie es umgesetzt wird.“

Erstaunliche Ergebnisse, Technologie oft zu kompliziert

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluierungen haben zum Teil auch Erstaunliches zu Tage gefördert. Oft sind es nämlich Kleinigkeiten, die ältere Personen für AAL-Technologie begeistern: Beispiele sind etwa die Programmierung der Temperatur im Bad oder ein Schalter am Bett, mit dem alle Lichter in der Wohnung ausgeschaltet werden können.

Zahlreiche AAL-Testerinnen und -Tester fühlen sich „in“, weil sie mit neuen Technologien arbeiten dürfen. Sie empfinden es durchaus als geistige Anregung, sich mit diesen neuen Angeboten auseinander zu setzen. Nachweislich konnte in verschiedenen Studien in Deutschland und Österreich gezeigt werden, dass Anwenderinnen und Anwender ein deutlich gesteigertes Bewusstsein für die eigene Gesundheit und dadurch mehr Eigenverantwortlichkeit entwickeln.

Die Kommunikation zu entfernt lebenden Verwandten steht auf der Wunschliste der Seniorinnen und Senioren oft ganz oben. Die Geburt eines Enkelkindes führt meist dazu, dass sich ältere Personen erstmals mit Videokommunikation auseinander setzen. Hier sind auch bereits viele technologische Lösungen erfolgreich am Markt etabliert. Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese für Seniorinnen und Senioren meist zu kompliziert sind.

Die Expertinnen und Experten sind sich einig: Die Gewöhnung an die neue Technik braucht Zeit. Und auch eine modulare Bauweise ist notwendig, so wie etwa bei Möbeln: so, wie man ein einzelnes Möbelstück kaufen kann, soll man auch seine AAL-Ausstattung um einzelne Komponenten erweitern können. Eines darf jedoch auf keinen Fall passieren: Das Leben soll durch die Technologie nicht verkompliziert werden, sonst landet das AAL-Tablet ganz schnell im Schrank und wird nicht mehr beachtet. „Genau das ist die große Herausforderung bei der Erforschung und Entwicklung von AAL-Technologie“, so Schneider weiter. „Mit einer intensiven Einbindung der Nutzerinnen und Nutzer soll dieses Risiko minimiert werden.“

Noch viel Handlungsbedarf

Die Vorträge sowie die abschließende Diskussion haben gezeigt: AAL-Technologien haben technologisch bereits einen guten Reifegrad erreicht, es gibt aber viel Defizit an Information oder Bewusstseinsmachung. Handlungsbedarf gibt es sowohl im Gesundheitsbereich, damit z.B. Telemedizin-Services mit den Hausärzten vernetzt werden, abrechenbar sind und damit ihren eigentlichen Zweck erfüllen können. Die Diskussion förderte auch einen klaren Auftrag an die Politik zutage: „AAL-Technologie ermöglicht älteren Personen, länger in den eigenen vier Wänden zu leben. Anschaffung und Betrieb sind zwar deutlich günstiger als ein Monat Betreuung in einem Pflegeheim, aber ohne öffentliche Förderung für viele kaum zu schaffen“, sagt Siegfried Reich, Geschäftsführer der Salzburg Research Forschungsgesellschaft. „Tiefergehende, begleitende Forschung könnte zeigen, wie viel Geld sich da die Steuerzahler unterm Strich sparen könnten.“

e-Health Day Salzburg

Der e-Health Day Salzburg wird jedes Jahr von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft organisiert. Die Veranstaltung bietet eine regelmäßige Plattform für e-Health-relevante Themen in Salzburg und vernetzt Wirtschaft, Forschung und Gesundheitswesen.

Die Vortragenden des diesjährigen e-Health Day stammten von diesen Organisationen: SIBIS Institut (Berlin), Deutsche Telekom AG, provedo GmbH (Leipzig), Charité Universitätsmedizin Berlin, Joanneum Research, Salzburg Research, WU Wien, Universität Innsbruck, Austrian Institut of Technology.

Details: 7. e-Health Day Salzburg

Rückfragehinweis:

Cornelia Schneider, Projektleiterin
Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH
cornelia.schneider@salzburgresearch.at | 0662/2288-418


 
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